Chronik

Im Jahre 1860 sammelte in Willebadessen der Komponist und Klaviervirtuose Augustin Gockel sangesfreudige Männer in zwangloser Form als Männerchor um sich. Leider verstarb Augustin Gockel schon im Jahre 1861 im Alter von nur 35 Jahren. In wieweit die Chorgemeinschaft sich in den nächsten Jahren betätigte ist nicht mehr festzustellen.

Der Militärmusiker Johannes Ortmann übernahm im Jahre 1864 das Dirigentenamt bis 1895 und war zugleich 1. Vorsitzender. Am 1. Jan. 1866 wurde der „Sängerverein Willebadessen“ gegründet und man hat eigene Statuten verfasst.

Im Jahre 1880 stellte der Verein sich auf eine neue Grundlage, die im Beschluß neuer Statuten ihren Ausdruck fand. Hierdurch wurde der Verein auch im kirchlichen Bereich tätig und stellte sich unter den Schutz des hl. Josef. Seit dieser Zeit ist der jeweilige Pastor der Willebadesener Pfarrgemeinde auch gleichzeitig Präses des Vereins. Erster Präses war Vikar Franz David. Die erste Fahne wurde im Jahre 1891 angeschafft und zum größten Teil durch Spenden bezahlt. Dazu heißt es in der Pfarrchronik zum 6. April 1891: „Die neue in Salzkotten zu 250 Mark gearbeitete St. Josef`s Fahne unseres Gesangvereins geweiht; weltliche Nachfeier bei Schröder.“ Zum 18. Jan. 1900 notiert z. Bsp. Pfarrer Jos. Hundt in der von ihm begonnenen Pfarrchronik: „Der Gesangverein übergibt mir 100 Mark zum neuen Kreuzweg als Reinertrag der Theater-Vorstellung vom 1. Januar“. Dies war der Betrag zur Anschaffung einer der 14 Kreuzwegstationen.

Während des Ersten Weltkrieges, als die Männer an der Front waren, ruhte alle Vereinstätigkeit. Im Jahre 1920 konnte das Vereinsleben wieder beginnen, und Lehrer Meisohle übernahm vorübergehend das Amt des Dirigenten. Der 18 jährige Student Konrad Hagemeier wurde 1922 Nachfolger von Lehrer Meisohle. Wegen schwerer Krankheit musste dieser aber 1926 seine Tätigkeit als Chorleiter aufgeben und verstarb bereits im Jahre 1928. Seit 1926 leitete dann Lehrer Johannes Flore den Verein als Dirigent. Aus Anlaß des 60järigen Stiftungsfestes wurde 1927 eine neue Fahne angeschafft, da die alte sehr stark verschlissen war. Noch heute ist sie das sichtbare Symbol des Vereins. Ebenfalls konnte 1927 auch ein eigenes Klavier gekauft werden. Im Jahre 1934 gab sich der Gesangverein einen neuen Namen. Er nannte sich „Kirchenchor der Pfarrgemeinde“.

Der Zweite Weltkrieg unterbrach erneut die Vereinstätigkeit völlig. Doch nach dem Zusammenbruch wurde 1947 eine Generalversammlung einberufen und das Vereinsleben wieder aufgenommen. Diesmal war der Neubeginn leichter, da Lehrer Joh. Flore erneut das Dirigentenamt übernahm. Aus Altersgründen übergab er den Dirigentenstab 1954 an Lehrer Johannes Knaup. Dieser leitete den Chor 27 Jahre bis 1980. Er wurde ebenso wie Lehrer Flore zum Ehrendirigenten ernannt. Als Nachfolger von Lehrer Knaup kam Josef König aus Fronhausen und übernahm das Dirigentenamt.

In Erfüllung seiner Aufgabe ist der Männergesangverein St. Josef bis heute seiner Satzung in kirchlicher wie in weltlicher Hinsicht treu geblieben. Die Mitwirkung des MGV St. Josef an kirchlichen Feiertagen und Prozessionen sowie ein Konzert zu Weihnachtszeit in unserer Pfarrkirche sind ein fester Bestandteil im Leben der Kirchengemeinde geworden. Aber im Gesang allein erschöpft sich die Tätigkeit des Vereins nicht. Die Pflege des Laienspiels hat eine lange Tradition. Der Chronist vermerkt zum Jahre 1882, dass die Vereinsmitglieder zu Weihnachten das Theaterstück „Die Weisen des Morgenlandes“ im Saale des Gastwirts Ewers aufgeführt haben. Ein Jahr später, am Osterfest, kam das Stück „Das Leben des hl. Vitus oder die Blume von Sizilien“ zur Aufführung. Während früher eher ernste Stücke zur Aufführung gelangten, wurden später nur noch Komödien gespielt.

Eine Sternstunde für den MGV St. Josef war das Fest des 100jährigen Bestehens am 15. Mai 1966 unter dem damaligen 1. Vorsitzenden Alfons Peters und Dirigent Joh. Knaup. Zu diesem Jubiläum verlieh der Bundespräsident Heinr. Lübke dem Chor die Zelterplakette, die Präses Pfarrer Witthuit und Bürgermeister Ortmann ein halbes Jahr später anlässlich einer Theateraufführung überreichten.

Neben dem jährlichen Ablauf des Chorgeschehens in kirchlicher und weltlicher Hinsicht, gab es auch immer wieder besondere Ereignisse. So fand zum 850jährigen Klosterjubiläum 1999 zusammen mit dem Frauenchor ST. Vitus ein Konzert mit altem Liedgut statt.

Zum 140sten Todestag des Komponisten August Gockel veranstaltete der Chor 2001 eine Feierstunde in der Ackerscheune, wo einige seiner Kompositionen vorgetragen wurden. August Gockel könnte man als den eigentlichen Begründer des Chores ansehen. Einer Einladung des Kreises Höxter 2003 zum Kreis-Chor-Fest nach Marienmünster leisteten wir gern Folge. Im gleichen Jahr hatten wir einen Auftritt im Hohen Dom zu Paderborn. „25 Jahre Dirigent beim MGV St. Josef“ dieses Jubiläum von Josef König feierte der Männergesangverein 2005 mit einem großen Sängerfest, zu dem alle von Josef König geleiteten Chöre eingeladen und gekommen waren. Einen besonderen Genuß bot der Chor vielen Gästen 2011 mit einem Konzert des Ukrainischen Chores `BLAHOVIST ` in unserer Pfarrkirche, an dem sich auch der MGV St. Josef beteiligte.

Es gibt Freundschaften, die ein Leben lang bestehen. So kann man die Verbindung des Chores mit Sangesbruder Professor Pater Arnold Sprenger, der als Steyler Missionar bis zu seinem Tod 2015 in Formosa und China tätig war, nennen. Fast 70 Jahre war Pater Arnold Sprenger Mitglied des MGV St. Josef. Es gab keinen Heimaturlaub, da Pater Sprenger nicht seine Sangesbrüder besuchte. Und selbstverständlich nahm er wie in früheren Jahren an den Proben teil. So war es eine Ehrensache, dass der Chor im Seelenamt in unserer Pfarrkirche das vierstimmige, lateinische Requiem sang.

Nach einer ernsthaften Erkrankung unseres Dirigenten Jos. König 2013 schien das Vereinsleben zum Erliegen zu kommen. Durch unermüdlichen Einsatz des Vorstandes gelang es mit Hilfe befreundeter Chorleiter eingegangene Verpflichtungen und satzungsgemäße Auftritte durch zu führen. Für mehrere Monate konnten sogar die wöchentlichen Proben stattfinden. Als sich dann herausstellte, dass Josef König das Dirigentenamt nicht mehr würde ausüben können, gelang es dem Vorstand im Juli 2014 Herrn Raphael Schütte aus Paderborn als neuen Chorleiter zu verpflichten.

Eine Hochzeit war für den MGV St. Josef die Feier zum 150jährigen Bestehen des Vereins. Mit einer Jubiläumsmesse am Samstag, dem 03. September 2016, wurde das Fest feierlich eröffnet. Der damalige Präses des Vereins Pfarrer Hubert Lange würdigte in dieser Messe das Engagement und die Verdienste des MGV St. Josef. Nach der Messe gab es einen zünftigen Kommersabend. Zum Jubiläumskonzert am Sonntag konnten zehn Gastchöre und viele Gäste empfangen werden. Besonders begrüßen konnte der erste Vorsitzende Michael Hagemeier den Bürgermeister der Stadt Willebadessen Hans-Hermann Bluhm, den Ortsbürgermeister Uwe Cebul, die Ratsmitglieder und die Vertreter der örtlichen Vereine. Eine außergewöhnliche Ehrung wurde auf diesem Konzert dem ehemaligen Dirigenten und Chorleiter des Vereins Josef König zuteil. Er wurde zum Ehrendirigenten des MGV St. Josef ernannt. Josef König hatte über 35 Jahre den Chor geleitet. Dem langjährigen Dirigenten und Chorleiter Josef König folgte von 2015-2019 Raphael Schütte. Seit Mai 2019 bis heute dirigiert Thilo Nordheim den MGV St. Josef. Am 05. Dezember 2016 nahmen die Mitglieder des MGV St. Josef eine wichtige Satzungsänderung vor. Nun können auch nichtkatholische Männer in den Verein aufgenommen werden. Durch diese Änderung konnte die Voraussetzung für die Anerkennung der Gemeinnützigkeit des Vereins erreicht werden.

Einen tiefen Einschnitt im Vereinsleben verursachte die Coronapandemie. Vom 21. März 2020 bis Mai 2022 kam das Vereinsleben fast völlig zum Erliegen. Es fanden kaum noch Proben statt, verstorbene Sänger konnten nicht würdig und in einem angemessenen Rahmen verabschiedet werden, Generalversammlungen, Ausflüge, Fahrten, Auftritte alles entfiel. Erst im Mai 2022 normalisierte sich wieder das Vereinsleben, so dass nach mehrjähriger Unterbrechung der MGV St. Josef sein traditionelles Neujahrskonzert wieder durchführen konnte.

Trotz der geschilderten widrigen Umständen haben die Sänger des Vereins vorbildlich zusammengehalten und blicken mit Gottes Hilfe optimistisch in die Zukunft und hoffen, dass dem MGV St. Josef zu Willebadessen noch ein langes, segensreiches Wirken vergönnt sei. Möge er in Eintracht den Gesang pflegen zur Ehre Gottes, zur Freude und Erbauung der Mitmenschen.